Eine persönliche Erfahrung zur „Soll-Bruchstelle“

Der Traum

Am frühen Morgen des 22. Juli dieses Jahres erwachte ich mit einem Gefühl großer Traurigkeit aus einem intensiven Traum:

Meine Eltern hatten beschlossen mich zu verheiraten...

Ich wusste, es würde kein Entrinnen geben und fühlte mich wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird. Die Zeremonie sollte in meinem Praxisraum (das ist interessant, denn in diesem Raum geht es um Bewusstwerdung!) stattfinden. Ich schaute an mir herab, meine Kleidung war aus zerschlissenem, fluoreszierendem Kunsstoff. Mein linkes Knie war blutig. Ich lief in den Warteraum der Praxis, wo ich meine Eltern vermutete. Ich fand sie dort nicht, aber hörte die Stimme meine Mutter: „Kleb dir ein Pflaster drauf damit man es nicht sieht“. Ich verklebte die Wunde, ging wieder zurück in den Raum und fühlte mich noch mehr verloren, hoffnungslos, bedrückt und voller Angst. Bald würden die Eltern mit dem unbekannten Bräutigam kommen… Ich schaute mich im Raum um, eine Wand ließ den Blick in einen verwilderten Garten frei. Da war Natur, aber verbarrikadiert hinter Brettern. Ich griff zwischen die Bretter, bekam einige Blätter und etwas Moss zu fassen und legte sie in einem Halbkreis (Natur- und Mond-Symbolik) in den Raum. Das gab ein wenig Trost…  

Was war los in dieser Nacht?

Die Sonne hatte vom Krebs in den Löwen gewechselt und exakt die kritischen Grade (die Soll-Bruchstelle) zwischen Steinbock und Wassermann aktiviert. Dort wo Pluto sich aktuell befindet und die alten Strukturen Stück für Stück zerfallen lässt, während unterschwellig neue Wege im Entstehen sind.

Der Übergang von Steinbock zu Wassermann betrifft in meinem Geburtshoroskop das 2. /Haus/ Lebensfeld. Dort geht es um Abgrenzung (!) Eigenwert, Bezug zum Körper und Sicherheit. Damit war das Thema des Traums schon gut gespiegelt. 
Meine Traurigkeit hielt an bis zum Abend des nächsten Tages. Dann stellte sich eine Erinnerung ein: 

Das Erinnern

Es war im Dezember 1965. Ich war 15 Jahre alt und musste mit meinen Eltern zu einem Ball. Beide waren leidenschaftliche Tänzer die mich schon mit 13 ½ Jahren in die Tanzschule schickten, was mich definitiv überforderte. Ich war zu dieser Zeit noch nicht wirklich angekommen in meinem weiblichen Körper. Beim Tanzen und auch im Umgang mit den jugendlichen Tanzpartnern fühlte ich mich noch unsicher und scheu. Auf diesem Ball waren aber wesentlich ältere Tänzer, Studenten aus „schlagenden Verbindungen“.

Mein Vater hoffte ich würde mit einem dieser angehenden Ärzte oder Anwälte, etc. „eine gute Partie“ – nach seiner Vorstellung – machen.

Ich saß mit den Eltern am Tisch und hoffte inbrünstig, dass man mich übersehen würde und keiner auf die Idee käme mich aufzufordern. Aber sie kamen natürlich. Innerlich war ich in Panik. Die körperliche Nähe mit diesen fremden Männern, ihr Geruch, ihre schwitzigen Hände auf meinem Körper waren mir zuwider. Nach dem dritten Tanz klammerte ich mich verzweifelt am Tisch fest, als ich wieder zum Tanzen aufgefordert wurde. Meine Mutter trat mir unter dem Tisch ans Bein und zischte „stell dich nicht so an“. Mein Vater sah gefährlich angespannt aus… Dann geschah etwas in mir.

Die Bruchstelle

Ich sprang auf, sagte ich müsse zur Toilette, ging zur Garderobe, ließ mir meinen Wintermantel geben und rannte raus in die Winternacht. Ich hatte den Bann gebrochen, war draußen in der Kälte auf meinen dünnen, doofen, hochhackigen Tanzschuhen unterwegs. Raus aus dem Druck gesellschaftlicher Regeln, mit zitterndem Herzen und Körper, aber frei. Als ich nach einem sehr langen Weg zuhause ankam waren meine Eltern bereits da. Ich kann mich nicht erinnern was dann genau geschah, wahrscheinlich war es nicht lustig. Ich weiß nur, nach diesem Abend haben sie nie wieder versucht mich zu verkuppeln!

Es war eine Initiation in meine Freiheit. Damals im Dezember 1965 liefen Mars und Venus, die Geschlechter-Planeten, über die „Soll-Bruchstelle“ zwischen Steinbock und Wassermann in meinem Horoskop. War also nix mit der „guten Partie“… Der Bruch mit der Tradition war unvermeidlich. Das kann ich jetzt, im Rückblick, würdigen. Die Erfahrung war prägend.

Adé Steinbock – Hallo Wassermann

aktuelle Position Plutos zwischen Steinbock und Wassermann


Im Mai und Juni 2023 aktivierten Venus und Mars erneut die Sollbruchstelle und am 22. Juli (!) brachte der Transit der Sonne über diese Grade auf denen Pluto (Speichergedächtnis) sich zurzeit bewegt, den Traum und Licht (Sonne) in die Erinnerung.

Ein wichtiger Impuls, weiterhin meine individuelle Bestimmung zu leben und mich nicht dem Druck sinnloser gesellschaftlicher Normen zu beugen.