Astrologie und Therapie

Bildausschnitt – Portrait – von Annemarie Singer

Astrologische Symbolsprache als Schlüssel…

Einblick in die übergeordneten Zusammenhänge von Krisen und Entwicklungsphasen.

Vor einigen Wochen bat eine Klientin um Unterstützung. Seit Monaten fühlte sie sich in Hoffnungslosigkeit und Resignation gefangen. Sie vereinbarte eine therapeutische Sitzung mit mir, ohne Einbeziehung der Astrologie. In der Vergangenheit hatte ich sie an wichtigen Wendepunkten mit astrologischen Beratungen begleitet. Ich erlebte sie in der Sitzung wie in einem „Raum der Unerreichbarkeit“, in den sie sich, auf Grund traumatischer Erlebnisse in ihrer Kindheit, zurückgezogen hatte. Die biografischen Ursachen ihres Rückzugs waren ihr klar. Sie hatte schon viel getan um ihre Wunden zu heilen. Aber aktuell war ihr innerer Druck enorm, sie wollte endlich ganz raus kommen aus den alten Geschichten! Das Paradox war, sie suchte Hilfe aber gleichzeitig war es ihr unmöglich Hilfe und Unterstützung anzunehmen. 

Die große Enttäuschung

Unsere Sitzung endete mit ihrer riesigen Enttäuschung, dass noch nicht mal ich (auf die sie, wie sie sagte, ihre letzte Hoffnung gesetzt hatte) ihr helfen konnte. Wütend, verzweifelt und in Tränen aufgelöst verließ sie die Sitzung. Ich selbst fühlte mich erstaunlicherweise ruhig und gesammelt. Irgendwie war mir klar, dass es stimmig war, was sich in dieser Stunde gezeigt hatte. Nach der Sitzung betrachtete ich ihr Geburtshoroskop mit den aktuellen Transiten und bedauerte es, nicht vor der Sitzung geschaut zu haben. Aber das war ja nicht unsere Vereinbarung!

Transit-Pluto auf dem Geburts-Saturn

Mit dem Transit Pluto (Stirb- und Werde) auf dem Saturn (haltgebende Strukturen) in ihrem Geburtshoroskop, stand für sie gefühlt „ALLES“ auf dem Spiel. Der Zerfall und Tod (Pluto) eines alten Schutzmusters (Saturn) rief jede nur mögliche unbewusste (!) Abwehr auf den Plan. „Was kommt danach? Was passiert, wer bin ich, wenn ich das loslassen muss? Von außen betrachtet scheint das absurd. Warum sollte jemand im Erwachsenenalter den Abschied von einem alten Verhaltensmuster nicht begrüßen? Aber die tieferliegende seelische Dynamik, spricht eine andere Sprache. Ein Teil ihrer Persönlichkeit (Saturn) wollte sie mit der ehemals hilfreichen Überlebensstrategie weiterhin schützen. So verharrte sie innerlich im vertrauten Totstell-Reflex – „Ich schalte ab, bin nicht mehr erreichbar“ – den sie in ihrer Kindheit eingenommen hatte um das damalige Geschehen zu verkraften. Unter dem Transit von Pluto (Transformation) auf Saturn drängte dieses alte Strategie massiv an die Oberfläche um endlich aufgelöst zu werden.

Der Heilungsprozess

Der Heilungsprozess dreht sich um die Würdigung ihrer Erfahrung, dass damals niemand da war, der ihre große innere Not gefühlt und sie getröstet hätte. So war es letztendlich eine hilfreiche Strategie zu beschließen, dass sie es alleine schaffen muss, auch wenn es sie in der Kindheit massiv überfordert hat. Ich schickte ihr noch am selben Tag eine E-Mail und beschrieb ihr die Symbolik des Transits, inklusive des Zeitraums den Pluto noch über ihren Geburts-Saturn laufen würde. Den größten Teil des Weges hatte sie bereits geschafft, aber „auf den letzten Metern“, vor dem Ende des Transits kam dieses verzweifelte Hoffen, dass Hilfe und Lösung doch von außen kommen muss. Sie dachte „Mein Leben ist rum, wenn mir niemand helfen kann. Ich muss aufgeben.“ Und das stimmt sehr genau mit der Pluto-Saturn- Symbolik und den damit einhergehenden Seelenzuständen überein! Inzwischen habe ich mit meiner Klientin telefoniert. Sie hat „aufgegeben“ und seitdem geht es ihr wesentlich besser! Sie kämpft nicht mehr, sondern akzeptiert diese letzte Strecke des Transits von Pluto auf Saturn, in dem sie jetzt ganz bewusst (!) Zeit mit sich alleine verbringt, nicht mehr versucht sich abzulenken oder nach Hilfe zu suchen, sondern Schritt für Schritt wahrnimmt, wie sich die alten Strukturen (Saturn) wandeln und absterben (Pluto). 

(…) Das Leben hängt dem Menschen wie ein Mühlstein um den Hals. (…) Es wird still in seinem Inneren – tot und leer. Das Licht verlöscht allmählich und er befindet sich in absoluter Dunkelheit. Er vergisst woher er kam und wohin er zu gehen hat. Der Sinn seines Daseins verblasst in diesem inneren Raum des Vergessens. (…) Der Herr der Unterwelt (Pluto) raubt dem Chronos – Saturn – die Zeit. Sie bleibt stehen. (…) Jegliches Gefühl wird verschluckt vom bodenlosen Nichts. Niemand, kein Freund, kein Therapeut, kein noch so liebevoller Partner vermag die verzauberte Seele in diesen Zeiten zu erreichen. Niemand, auch er selbst nicht, kann etwas tun, außer warten und versuchen zu verstehen. Wenn die versunkene Wahrheit, die Trauer und der Schmerz wieder zurückgeholt und ein lösendes „Ja, das bin ich“ möglich wird, kann auch das Licht zurückkehren und eine neue Form der Lebendigkeit geboren werden. (Auszüge aus dem Symbolon-Buch von Peter Orban)